Von sweeping hands und screw down crowns – was mich an Uhren fasziniert (Essay)

Im Allgemeinen bin ich nicht der Typ für lange Reden. Über meine Faszination für Uhren rede ich allerdings sehr gerne und mache deshalb mal eine Ausnahme.


Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Es ist noch gar nicht lange her, da waren Uhren für mich ein nettes, praktisches Accessoire, nicht mehr und nicht weniger. Ja, es gab sogar Jahre ohne Uhr an meinem Handgelenk. Als Kind hatte ich ein gewisses Interesse an Armbanduhren, das ich, aus heutiger Sicht, als vollkommen harmlos einstufen würde.

Der Kalender musste also 2023 anzeigen bis ich einen ganz neuen Zugang zur Welt der Uhren für mich entdeckte. Dabei fing es ganz unspektakulär an – nach etwa sechs Jahren mit ein- und derselben Uhr am Handgelenk, einer Citizen Eco Drive FE6015-56E, war es Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Auf der Suche nach neuen Modellen hatte ich von der Investition in Luxus-Uhren mitbekommen, die ja während der Corona-Zeit mehr als sonst thematisiert wurden.

Mich interessierte einfach, was Menschen dazu bringt, mehrere tausend Euro für eine einzige Uhr auszugeben, die nicht mal so genau wie meine Citizen läuft (als nicht Uhren-Freak ein durchaus valides Argument oder nicht?). Während ich die Antwort auf diese Frage bis heute nicht wirklich gefunden habe, außer so etwas wie „jeder wie er mag“, habe ich ganz andere Aspekte an Uhren entdeckt, die mich persönlich faszinieren und die ich hier versuche, kategorisiert zusammenzustellen.


Faszinierend: Armbanduhren sehen immer gut aus

Du bist müde und hattest noch keinen Kaffee? Dann suggeriert wenigstens Deine Uhr ein gewisses Maß an Gesellschaftstauglichkeit. Jedenfalls schadet eine Uhr nie, sie ist einfach ein kleine, zuverlässige Begleiterin und gehört für mich dazu wie das Schuhe binden. Ohne funktioniert nicht mehr.

Dazu kommt, dass ich sonst keine Accessoires trage. Ich finde das Konzept dieses einen Gegenstands, den man immer bei sich trägt so faszinierend, weil es so einfach ist. Es verkompliziert nichts, wenn ich morgens eine Uhr auswähle, die mir grad in den Kram passt.


Size matters

Es gibt schöne Uhren und es gibt schöne Uhren, die passen. Für mich sind Uhren auch ein für Männer gesellschaftlich akzeptierter Schmuck. Und wenn Uhren, die mir aus verschiedensten Gründen gefallen, auch noch optisch am Handgelenk passen und mit mir persönlich harmonieren, dann entsteht eine schwer in Worte zu fassende Freude. Schaut euch gerne dazu auch meinen Größen-Guide an.

Es klingt wohl etwas esoterisch, wenn ich das Tragen einer Uhr jetzt mit dem Tragen eines Amuletts vergleiche, aber in diese Richtung geht es für mich manchmal. Irgendeinen positiven, nicht näher fassbaren Effekt hat das Tragen einer Uhr jedenfalls. Letztlich ist dieser Aspekt auch mit ein Grund für die Existenz dieses Blogs: das Teilen der Faszination für Uhren.


Von Jägern und Sammlern

Vielleicht kennt ihr Alessandro und seinen YouTube-Kanal Timed Square, um den es bedauerlicherweise sehr ruhig geworden ist. In einem seiner letzten Videos hatte er angekündigt, alle Uhren seiner Sammlung bis auf zwei oder drei zu verkaufen, weil er die anderen so gut wie gar nicht trägt.

Ein Stück weit kann ich es nachvollziehen, denn auch ich trage nur einen Bruchteil meiner Uhren regelmäßig. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass ich nach Wochen oder Monaten eine Uhr meiner Sammlung wiederentdecke und dann täglich trage. Hin und wieder verkaufe ich auch mal eine Uhr, aber unterm Strich macht die Varianz und letztlich auch die Anzahl verschiedener Möglichkeiten die Sammlung von Uhren aus. Nötig ist es sicherlich nicht, mehr als ein oder zwei Uhren zu besitzen. Es macht aber einfach Spaß.


Das Ohr trägt mit

Autonomous Sensory Meridian Response (abgekürzt ASMR; deutsch „Autonome sensorische Meridianreaktion“) bezeichnet das Wahrnehmen eines kribbelnden, angenehm empfundenen Gefühls auf der Haut (sogenannte Tingles); oft ähnlich erlebt wie sanfte elektrostatische Entladungen. Es beginnt typischerweise auf der Kopfhaut des Hinterkopfs und bewegt sich entlang des Nackens und der oberen Wirbelsäule bis in den Schulterbereich. Dieses Gefühl ist für die meisten Personen mit Entspannung, Beruhigung und Wohlbefinden verbunden. Vielen Menschen hilft ASMR beim Einschlafen. 2021 war ASMR der dritthäufigste Suchbegriff auf der Videoplattform YouTube.

Wikipedia-Eintrag zu ASMR

So beginnt der Wikipedia-Eintrag zu ASMR. Wenn ich das sanfte Ticken eines Automatikwerkes höre, löst das zwar keine Tingles aus, aber durchaus ein Wohlbefinden. Kurzum, ich höre auch gerne manchen Uhren zu. Der Klang einer Uhr ist dann einfach Teil des Gesamtkunstwerks und für mich fest mit der jeweiligen Uhr verbunden.

Die Uhr erhält durch ihren Klang nochmal eine neue Ebene und macht sie „erlebbarer“. Ich möchte nicht schon wieder ins Esoterische abdriften, aber Uhren sind doch irgendwie ein sehr emotionales Thema, stelle ich immer wieder fest. Mein aktueller Favorit ist der Sound des einfachen Seiko NH35 Werks in der KUOE Old Smith 90-002. Eine auch akustisch harmonische Uhr.

Neben dem Ticken ist auch die Rotorbewegung von Automatikwerken ein hörbares Highlight. Und wer bitte freut sich nicht, wenn man mit einer Handbewegung den Rotor gefühlt 5-mal drehen lässt??


[Der Artikel wird immer wieder ergänzt.]

Smallwatchblogbobs Größen-Guide

Mit dieser Anleitung verkürzt sich Dein Weg zur nächsten Lieblingsuhr. Eine Uhr soll schließlich nicht nur dem persönlichen Empfinden nach schön sein, sie muss auch passen.

Essentiell sind die Abmessungen einer Uhr, gerade für alle Personen mit kleinen Handgelenken, für die die Größenfrage einer Uhr einfach relevanter ist. Der Größen-Guide ist aber grundsätzlich auf jedes Handgelenk anwendbar. Step by step wird hier hoffentlich jeder glücklich.


Inhaltsverzeichnis


1. KYC – Know Your Customer

Im Fall der Uhrensuche bist Du erstmal selbst Dein Kunde. Bevor Du nach Uhren Ausschau hältst, werfe einen Blick auf Dein Handgelenk. Unverzichtbar für die Uhrensuche sind

  • der Handgelenksumfang an der schmalsten Stelle
    Ist gut mit einem Maßband zu messen – ich messe immer ohne Spannung, aber auch nicht zu locker, eben so wie ich auch meine Uhren trage, und
  • die Breite des Handgelenks an der schmalsten Stelle
    Ist ideal mit einer Schiebelehre zu messen: Blicke „von oben“ auf Dein Handgelenk und taste dich heran, so dass die Schiebelehre gerade so das Handgelenk berührt.

Für alle, die ihre Uhren im allgemeinen an der schmalsten Stelle des Handgelenks tragen, sind diese beiden Messwerte schon ausreichend. Ich persönlich trage Lederarmbänder eher an der schmalsten Stelle und Edelstahlarmbänder etwas weiter in Richtung Hand. Kurz gesagt sollten die Werte an der entsprechenden Lieblingstragestelle gemessen werden.


2. lug-2-lug (l2l), Durchmesser und Höhe

Diese drei Parameter stellen den Grobfilter dar und setzen das obere Limit des Möglichen, Tragbaren.

  • Der lug-2-lug (kurz: l2l, zu deutsch der „Horn-zu-Horn-Abstand“) entspricht dem Abstand der äußersten Enden der Hörner einer Uhr, zwischen denen das Armband befestigt wird (siehe Abbildung). Maximal sollte der lug-2-lug so groß sein wie die Breite des Handgelenks an der Tragestelle. Das bedeutet, dass alle Uhren mit einem größeren lug-2-lug komplett aus dem Raster fallen, da es objektiv unpassend, unförmig oder einfach gesagt schlecht aussieht, wenn das Gehäuse das Handgelenk überragt.

  • Der Gehäusedurchmesser, da in aller Regel kleiner als lug-2lug, ist dann zweitrangig. Auf dieser groben Stufe empfehle ich nur den Check mit der „Formel“:

    2,3 x Handgelenksumfang [cm] = optisch passender Uhrendurchmesser [mm]

    Das Ergebnis ist ein Näherungswert und kann je nach weiteren Fakoren (s. 3. und 4.) auch unter- oder überschritten werden.

  • Die Höhe einer Uhr ist leicht zu messen und ist letztendlich ein persönlicher limitierender Faktor. Grundsätzlich wirken höhere Uhren auch größer, aber das kann ja auch gewollt sein oder es ist letztlich einfach Geschmackssache.

    Bspw. liegt mein Limit bei einer Gehäusehöhe von 14,0 mm, darüber wird es für meine Begriffe auch eher unpraktisch. Einerseits mit Hemden und andererseits mit sämtlichen Gegenständen, an denen man, jedenfalls ich, anecken kann.

3. Uhrentypspezifische Aspekte

Auf der dritten Stufe und darunter kommen Detailaspekte zum Tragen, die je nach Uhrentyp von Bedeutung sein können. Obwohl es nicht immer ganz passt, stelle ich weiter eine Reihenfolge von generell nach spezifisch dar.

  • Der Uhrentyp
    Je förmlicher, desto kleiner, je legérer, desto größer. Mit einer Dresswatch würde ich eher den groben Richtwert aus der Formel zum Gehäusedurchmesser unter 2. einhalten, als bei einer Sportuhr, die m.E. auch bei kleinen Handgelenken groß und damit auffällig wirken darf.

  • Durchmesser der Stundenindizes
    Für die Größenwirkung einer Uhr ist der Durchmesser der Stundenindizes und sein Verhältnis zum Gehäusedurchmesser von Bedeutung. Anders ausgedrückt: Von zwei Uhren, die den gleichen Gehäusedurchmesser aufweisen, wird wahrscheinlich die mit größeren dem Durchmesser der Stundenindizes, d.h. die mit schmaleren Lünette, auch größer wirken.

  • Durchmesser des Ziffernblattes
    Hier gilt das Gleiche wie beim Durchmesser der Stundenindizes, nur etwas untergeordnet, weil die Ziffernblattgröße m.E. einen geringeren optischen Effekt hat.

    Gut nachvollziehbar wird der Effekt von Stundenindizes und Ziffernblatt, wenn man eine Field Watch oder Dress Watch und einen Diver gleichen Durchmessers nebeneinander legt: Der Diver wird in der Regel kleiner wirken:
links: Dan Henry 1975 (Gehäuse 36,9 mm, Ziffernblatt 26,5 mm, Stundenindizes 24,6 mm)
rechts: KUOE Old Smith 90-002 (Gehäuse 35,4 mm, Ziffernblatt 30,5 mm, Stundenindizes 29,4 mm)

  • Farbe des Ziffernblatts
    Wenn gerade das Ziffernblatt an der Reihe ist noch ein Wort zur Farbe: Helle Farben lassen die Uhr größer erscheinen, deshalb tragen wir nur noch schwarz. Ein Spaß, mehr nicht. Das mit dem Effekt der Farbe allerdings nicht, der sehr gut nachvollziehbar wird, wenn man bis auf die Farbe identische Uhren nebeneinander legt.

  • Gehäuseform und Krümmung der Hörner
    Besonders in Zusammenhang mit der Höhe der Uhr, kann die Gehäuseform einen verkleinernden oder vergrößernden Effekt haben. Trägt das Deckglas auf? Ragt die Lünette in gleicher Höhe bis zur Gehäuseaußenseite oder flacht sie allmählich ab?

    Die KUOE Old Smith 90-002 ist ein gutes Beispiel für eine Uhr, die auf dem Papier mit 13,0 mm recht hoch erscheint, das Gehäuse selbst aber nur 9,8 mm in der Höhe misst.

    Im Seitenprofil einer Uhr lässt sich abschätzen, inwieweit das Gehäuse und die Hörner der Anatomie des Handgelenks entgegenkommen.

    Eine stärkere Krümmung der Hörner ist für kleine Handgelenke meist besser geeignet, da dann weniger Lücken zwischen Uhr und Handgelenk entstehen.

4. Eigenschaften des Armbands

Auch das Armband trägt seinen Teil zur Größenwirkung bei und ist ein super Tool, um Uhren etwas an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen.

  • Breite des Armbandes
    Die Uhr wirkt zu groß? Probier mal ein breiteres Armband. Die Uhr wirkt zu klein? Probier mal ein breiteres Armband. Was widersprüchlich klingt, kann trotzdem funktionieren.

    Wenn die Uhr zu groß wirkt, kann das auch daran liegen, dass ein zu schmales Armband dem Gehäuse zu viel Präsenz überlässt. Andersherum kann eine zu klein wirkende Uhr allgemeine Unterstützung durch ein breiteres Armband vertragen.

    Neben der Breite am Gehäuseansatz spielt auch eine eventuelle Verjüngung bis zur Schließe eine Rolle. Aus Perspektive der kleinen Handgelenke ist es m.E. immer von Vorteil, wenn das Band nur unwesentlich schmaler wird.

    U.a. aus diesem Grund bin ich auch ein Fan von Natobändern. Die tragen allerdings auch etwas zusätzlich in der Höhe auf. Es ist aber auch nicht einfach 😉 Sog. „Two piece Nato straps“ umgehen dieses „Problem“, sind aber auch keine wirklichen Natobänder mehr.

    Wenn man mehr Breite braucht, kann man bei Lederarmbändern auch die Ecken ausschneiden, um somit die ganze Breite der lugs nutzen zu können. Am Beispiel der kleinen Casio A158, die hier ihr eigenes Review erhalten hat, sieht man ganz gut den Effekt:

Der Casio A158 mit einem Durchmesser von 33.8 mm bis 36.0 mm steht das Lederarmband mit 22 mm Breite.

  • Stärke des Armbandes
    Hier ist es einfacher: Ein dickes Band lässt die Uhr in der Regel kleiner wirken, da in der Draufsicht das Band im Verhältnis zum Gehäuse mehr Raum einnimmt (je dicker das Armband, desto breiter wirkt das Handgelenk).

  • Material des Armbandes
    Einen generellen Effekt alleine aufgrund des Materials des Armbandes auf die Größenwirkung einer Uhr kann ich nicht feststellen.

    Allerdings sind Edelstahlbänder mit angepassten Endgliedern in meiner Wahrnehmung oft besser geeignet um eine Uhr eher kleiner wirken zu lassen. Ich bringe das mit dem unauffälligen Übergang zwischen Band und Gehäuse in Verbindung. Zum Vergleich: Bei einem Lederband befindet zwischen Gehäuse und Bandanfang Luft bzw. eine m.E. optisch vergrößernde Lücke.

    Mindestens eine Besonderheit gibt es aber bei Gliederarmbändern bspw. im Oyster-Style (dreigliedrig). Es gibt solche mit female endlinks und solche mit male endlinks. Die male endlinks ragen über die lug-2-lug hinaus, wodurch die Uhr breiter wird. Ein Beispiel dafür ist die Dan Henry 1975 in der 37 mm-Variante, mit einem lug-2-lug von nur 39,7 mm, mit male endlinks aber 45,3 mm.

    Passt super, besser so herum, als dass man sich wundert, warum die Uhr jetzt doch nicht so passt wie gedacht. In der Abbildung links female endlinks (Festina F20503/4) und rechts male endlinks (Dan Henry 1975):


5. Fazit

Mit der Anleitung kannst Du die Uhrensuche systematisch angehen. Viele Besonderheiten bleiben, das hält die ganze Sache aber auch spannend. Ein wirkliches Manko sind teils die Herstellerangaben, die, mit welchem Hintergrund auch immer, häufig einfach falsch bzw. zu ungenau sind, wenn es um jeden Millimeter geht. Dann hilft es eigentlich immer zu googeln, ganz besonders hilfreich sind reddit und youtube.

Neben dieser klassischen Herangehensweise der Vermessung des Handgelenks gibt es auch noch weitere Ansätze. Beispielsweise gibt es auch die Ansicht, dass der Handgelenksumfang eigentlich keine Rolle spielt, solange die Uhr mit der Größe der Hand harmoniert. Ähnliche „Harmonie-Ansätze“ gibt es auch in Bezug auf den Unterarm oder die gesamte Figur des Uhrenträgers. Da ist bestimmt auch was dran, nur mit dem Messen wird es dann so eine Sache.

Ähnlich ist m.E. der Tipp einzustufen, das Aussehen einer Uhr am Arm immer im Spiegelbild zu bewerten (nicht in der Draufsicht aus der eigenen Perspektive). Auch wenn die Uhr im Spiegelbild in der Regel kleiner wirkt, so will ich mich doch eigentlich immer mit der Uhr am Arm wohlfühlen, egal aus welchem Winkel ich darauf schaue.


Das Wichtigste zum Schluss:
Es macht mir unglaublichen Spaß nach Uhren zu suchen und die Passform abzuschätzen. Mein Größen-Guide soll die Suche bereichern und ein paar Anregungen geben.

Am Ende zählt vor allen Dingen der persönliche Geschmack und das ist auch gut so.


Bildquellen:
Beitragsbild: Watch icons created by Us and Up – Flaticon und Tick icons created by Freepik – Flaticon
Idee Icons erstellt von Freepik – Flaticon

KUOE OLD SMITH 90-002 – wieviel Japan passt in eine Field Watch?

Die Antwort lest ihr ganz unten. Nein, diese Uhr steht für sich und braucht keinen genialen Opener, wohl aber dieses Review. Die KUOE Old Smith 90-002 ist, wie sollte es anders sein, eine besondere Uhr meiner Sammlung. Die Erklärung ist eine einfache, denn sie war/ist meine erste Automatik und hat in mir förmlich das Uhrenfieber ausgelöst.


Inhaltsverzeichnis


Einleitung

KUOE ist ein japanischer Uhrenhersteller, der als sogenannte „micro brand“ erst seit 2020 auf dem Markt ist. Sämtliche Uhren weisen klassische Designs auf und werden in Kyoto, Japan, zusammengebaut. In kurzer Zeit hat die Marke schon einen relativ hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Das liegt zum einen sicherlich am guten Marketing, aber, wenn ich hier für das vorgestellte Modell Old Smith 90-002 spreche, auch an der überzeugenden Produktqualität.

kuoe old smith 90-002 green

Die Uhr stellt eine Hommage an die Smiths W10 dar, die im Zeitraum von 1967 bis 1970 für das britische Militär hergestellt wurde. Für mich ist das nicht weiter von Bedeutung, denn ich nehme die Uhr, wie eingangs schon erwähnt, als eigenständiges Produkt war. Und bevor es endlich losgeht nun noch ganz konkret die Modellspezifikation, da man bei KUOE ziemlich viel auswählen darf: OLD SMITH 90-002 Automatic Green, no-date, domed mineral glass, italian leather strap (brown), upgraded dial with Swiss Super-Luminova.


Eckdaten

Grunddaten
HerstellerKUOE
ModellOLD SMITH 90-002 Automatic Green, No-Date version
KollektionOLD SMITH / 90-002
PreisUVP: 129 Euro
Masse54 Gramm
Gehäuse
MaterialEdelstahl
Höhe13,0 mm
Durchmesser35,4 mm
lug to lug42,1 mm
Bandansatz18,0 mm
KronentypSchraubkrone
Kronen-Maße6,0 mm * 2,6 mm
Lünettefest
GehäusebodenSchraubdeckel aus Edelstahl
Ziffernblatt
Farbegrün, matt mit körniger Struktur
GlasMineralglas
Anzahl der Zeiger3
Leuchtzeiger/Leuchtindizesja/ja
Durchmesser der Stundenindizes29,4 mm
Durchmesser des Ziffernblatts30,5 mm
Armband
MaterialLeder (italian leather)
Breite18,0 mm zu 16,4 mm
VerschlusstypDornschließe
Uhrwerk
TypAutomatik
KaliberSeiko NH35
Gangreserveca. 41 Stunden
HerstellerlandJapan
Funktionen
UhrzeitStunden, Minuten und Sekunden
Wasserdichtigkeit10 bar


Gehäuse und Aufbau

Hier glänzt es aber ordentlich. Das gesamte Gehäuse ist poliert und wirkt durch seine klassische Form sehr elegant für eine Field Watch. Im Profil erkennt man die deutlich nach unten gebogenen Hörner, die dazu beitragen, dass die Uhr nicht wirklich aufträgt, trotz einer Höhe von immerhin 13,0 mm bis zur „Spitze“ des gewölbten Mineralglases. Das Gehäuse selbst ist inklusive Lünette 9,8 mm hoch und strahlt neben der Eleganz eine Field-Watch-typische Beständigkeit aus. Was soll an einem Stück Edelstahl auch schon kaputt gehen?

kuoe old smith 90-002 green

Der relativ große Durchmesser der Stunden-Indizes steigert die Präsenz des 35,4 mm Gehäuses am Handgelenk. Dazu passt der gefällige lug to lug Abstand von 42,1 mm. Die Schraubkrone mit Firmenschriftzug ist mit 6,0 mm den Gehäusemaßen angeglichen und fügt sich tadellos in das Gesamtbild ein.

Auch der Schraubdeckelboden macht einen unverwüstlichen Eindruck. Bei meinem Exemplar haben sich schon ein paar Mikro-Kratzer verewigt.

kuoe old smith 90-002 green


Zum Ziffernblatt

Ganz nüchtern betrachtet, bedarf das Ziffernblatt keiner weiteren Beschreibung, jedenfalls keiner Beschreibung, die irgendetwas erklären müsste. Warum ich es mir gerne einfach so ansehe, versuche ich wenigstens zu erklären.

kuoe old smith 90-002 green

Das Ziffernblatt wirkt vor allen Dingen sehr aufgeräumt, es gibt kein Datumsfeld und schon gar keinen Schnickschnack. Der matte, körnige, grüne Untergrund trägt erhöhte Stundenziffern in weiss. In Kombination entsteht so eine schöne Tiefenwirkung. Außen um die Ziffern herum liegt ein Doppelkreis mit Minutenstrichen sowie Leuchtmarkierungen auf den Positionen der Stunden. Die drei Zeiger sind ebenfalls nachleuchtend und stellen die einzigen glänzenden Anteile am gesamten Ziffernblatt dar. Gerade der filigrane Sekundenzeiger mit kreisrundem Gegengewicht hat es mir angetan.

Die Beschriftungen sind klar und zurückhaltend. Etwas witzig finde ich allerdings, dass sie „MECHANICAL“ auf ihre Automatik schreiben, was ja grundsätzlich nicht falsch, aber zumindest ungewöhnlich ist. Vielleicht fällt das unter japanischen Humor.

Bei der Bestellung hatte ich darauf geachtet, die verbesserte Leuchtbeschichtung „Swiss Super-Luminova“ auszuwählen, da in anderen Reviews häufig von schwacher Leuchtkraft der Uhr in der Standardauswahl zu lesen war. So bin ich mehr als zufrieden und vergebe in Bezug auf meine persönliche Referenz, einer Seiko 5 SNK393K1, 8/10 Leuchtpunkte.


Leder auf einem neuen Level

Das Armband aus italienischem Leder in braun ist mit Schnellverschlüssen ausgestattet und an den Kanten sauber gearbeitet. Die Dicke des Bandes beträgt an der Uhr etwa 4 mm und flacht zu den Enden hin allmählich auf ca. 2 mm ab. Es ist geölt und entwickelt im Lauf der Zeit einen leichten Glanz.

kuoe old smith 90-002 green

Das Tragegefühl ist über jeden Zweifel erhaben. Ich hätte nicht erwartet, dass ein augenscheinlich einfaches Lederarmband soviel Qualität verkörpern kann und Komfort mit sich bringt. Das Leder war selbst beim ersten Tragen nicht hart, es ist mit der Zeit nur noch weicher geworden. Auch optisch passt das erdige braun bestens zum grünen Ziffernblatt. Wer nur dieses Lederarmband „erleben“ will, kann es bei KUOE auch einzeln kaufen. Ja, 80 $ für ein paar Gramm Leder sind eine Ansage, aber man kann das Geld deutlich schlechter investieren.


Innere Werte

Ein Seiko NH35 japanischer Herstellung ist an dieser Stelle keine Überraschung. Das zuverlässige Allerweltsuhrwerk erfüllt auch in diesem Fall seinen Job tadellos. Die Sekundenanzeige bleibt beim Zeitstellen bequem stehen und der Handaufzug in Ergänzung des Selbstaufzugs ist eine feine Sache. Wie das Uhrwerk in Ruheposition tatsächlich performt, zeigt der Screenshot.


Fazit

Vor dem Kauf dieses edlen Begleiters hatte ich wirklich lange überlegt. Nach 6 Jahren mit ein- und derselben Uhr am Handgelenk wollte ich etwas Neues ausprobieren und ahnte nicht, dass ich mit der Old Smith 90-002 einen Stein ins Rollen bringen sollte, der bis heute nicht zum Erliegen gekommen ist.

Mein Ansatz war auch mit der Old Smith einen täglichen Begleiter zu erstehen, der für so ziemlich jede Gelegenheit das richtige Accessoire darstellt. Das hat sie bei mir nicht geschafft, zum Glück! Sie ist eine Uhr für besondere Gelegenheiten, die für mich im Alltag ein Stück weit zu ‚dressy‘ ist. Wenn ich die Old Smith in eine Schublade stecken müsste, stünde wohl „Field Dresser“ darauf.

Die Uhr an sich überzeugt mich in allen Belangen: die Ausführung des Gehäuses in Verbindung mit einer Wasserdichtigkeit bis 10 bar, das klare, grün-matte Ziffernblatt, das präzise Automatikwerk und dann war da ja noch das Lederarmband, das ich schon weiter oben mit Lob überschütten musste. Chapeau, Kuoe.


Hier könnt ihr die KUOE Old Smith 90-002 erwerben:

  1. die hier verlinkte Variante bei amazon.de ist nicht identisch mit der getesteten Uhr, wobei die Unterschiede marginal sein dürften: als Uhrwerk kommt hier das Seiko NH38 zum Einsatz (im Test das Seiko NH35) und als Armband sind statt der Ledervariante zwei Nylonbänder dabei. Volle Auswahl hat man beim Hersteller selbst, siehe zweiter Link. ↩︎

Festina F20503/4 – großes Vorbild, kleine Sensation

Welches Vorbild ich meine? Ok, ich mache kein weiteres Geheimnis daraus – die Festina F20503/4 bietet etwas vom Look der Rolex Submariner. Die Uhren sind aber letztlich doch sehr verschieden, wie ihr gleich lesen und sehen könnt.


Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Auf der Suche nach einem dezenten Diver stolperte ich mal hier, mal dort hin und landete so irgendwann auf der Seite von Festina. Moment mal, Festina, gab es da nicht mal dieses Fahrerteam, Tour de France, Doping? Ja, so ist es, lange ist’s her, damals, 1998, nachzulesen unter der „Festina-Affäre“. Ansonsten handelt es sich bei der Festina Group um ein in Spanien ansässiges Unternehmen, das seinen Ursprung im Jahre 1902 in der Schweiz findet. Mit ca. 2.000 Mitarbeitern weltweit und etwa 5 Millionen verkauften Uhren im Jahr ist Festina sicher kein kleiner Fisch.

In der sogenannten „Boyfriend-Kollektion“ fand ich dann dieses kleine Schmuckstück, das mich auf dem Papier zwar überzeugte, in der Realität aber nachhaltig beeindruckte. Die Boyfriend-Kollektion steht für Uhren aus dem männlichen Milieu, die so angepasst wurden, dass sie teils lediglich aufgrund kleinerer Gehäusegrößen auch für Frauen besser tragbar sind oder zusätzlich auch feminine Attribute erhalten haben.

Die hier vorgestellte Festina F20503/4 ist eine Uhr der ersteren Gruppe, d.h. hier finden sich keine Strass-Steinchen o.ä., sondern die Uhr kommt absolut unaufgeregt daher. Für meine Begriffe sehr gut für Männer tragbar, gerade bei kleineren Handgelenken, wenn die „echten“ ≥40 mm Männeruhren einfach lächerlich aussehen. Aber der Reihe nach. Beginnen wir mit den Eckdaten, bevor es in die Details geht.


Eckdaten

Grunddaten
HerstellerFestina
ModellF20503/4
KollektionBoyfriend Collection
PreisUVP: 129 Euro
Masse84 Gramm, mit gekürztem Edelstahlband
Gehäuse
MaterialEdelstahl
Höhe11,2 mm
Durchmesser33,6 bis 34,5 mm durch Riffelung der Lünette
lug to lug41,9 mm
Bandansatz17,0 mm
KronentypPull-Push-Krone mit Kronenschutz
Kronen-Maße5,9 mm * 2,1 mm
Lünetteeinseitig drehbar, 60 Klicks
GehäusebodenSchraubdeckel aus Edelstahl
Ziffernblatt
Farbeschwarz, leichter sunray-Glanz
GlasMineralglas
Anzahl der Zeiger3
Leuchtzeiger/Leuchtindizesja/ja
Durchmesser der Stundenindizes23,3 mm
Durchmesser des Ziffernblatts26,0 mm
Armband
MaterialEdelstahl
Breite17,0 mm zu 14,8 mm
VerschlusstypFaltschließe mit Sicherungsbügel
Uhrwerk
TypQuarz
KaliberMiyota GI13
HerstellerlandJapan
BatterieSR621SW
Funktionen
UhrzeitStunden, Minuten und Sekunden
Kalenderja (date)
Wasserdichtigkeit10 bar

Gehäuse und Aufbau

Die Festina F20503/4 ist eine dieser Uhren, die man nicht nur gerne trägt, sondern auch gerne in die Hand nimmt. Sie macht einen wertigen Eindruck und bleibt mit ihren 84 Gramm doch ein Leichtgewicht.

Das Gehäuse wirkt dabei besonders stabil. Das liegt zum einen am eher kantigen, massiven Design und zum anderen an dem dazu passenden Verhältnis aus lug to lug-Abstand und Höhe. Sie ist also für ein l2l von gerade mal 41,9 mm mit einer Höhe 11,2 mm wohl proportioniert. Nicht super flach, keinesfalls störend hoch, eben kompakt. Die eher große Krone mit rund 6 mm im Durchmesser und der markante Kronenschutz unterstreichen die sportliche Note der Uhr.

Festina F20503/4

Während die Gehäuseseiten in Hochglanz strahlen, sind die kantigen Hörner matt gebürstet. Auch in Verbindung mit dem nur mittig polierten Armband wirkt das Gehäuse so etwas rauher, vielleicht „toolischer“, wenn man so will.

Festina F20503/4

Man könnte meinen, dass der Durchmesser von „nur“ 34,5 mm an den breitesten Stellen, d.h. wenn man die Außenmaße der Riffelung berücksichtigt, etwas zu gering für eine Submariner-Hommage ausfällt. Im Gesamteindruck ist der Durchmesser aber absolut stimmig und für die Zielgruppe der kleinen Handgelenke genau richtig. Wenn man noch bedenkt, dass die Rolex Submariner in ihren ersten Jahren von 1954 bis 1958 einen Durchmesser von 36 mm aufwies, ist man mit der Festina doch erstaunlich nahe an den Retro-Maßen des großen Vorbilds. Ja sogar näher als die aktuelle Rolex Submariner selbst, die mittlerweile auf 41 mm gewachsen ist.

Die Lünette ist klassisch gehalten und weist auf 12 Uhr in der Dreiecksmarkierung einen Leuchtpunkt auf. Sie ist einseitig gegen den Uhrzeigersinn drehbar und verfügt über 60 Klicks. Typisch ist auch die Minutenmarkierung des ersten Viertelkreises. Das Drehen der Lünette funktioniert anständig, löst aber keine Jubelsprünge aus. Es ist zwar kaum Spiel vorhanden, dafür ist der Sound so lala. Irgendwie muss der Preis ja zustande kommen. So erklärt sich auch das Mineralglas – es erfüllt seinen Zweck und trägt auf dem Datum die Rolex-inspirierte Cyclops-Linse, passgenau angebracht.

Ein kleines Highlight ist auch der Schraubdeckelboden mit eingraviertem Firmenlogo. Den Gehäuseboden sieht man zwar in den seltensten Fällen und doch trägt er ein Stück weit zur Eleganz der ganzen Uhr bei.


Zum Ziffernblatt

Das Ziffernblatt zeigt sogar etwas Blingbling. Die strichförmigen Stundenindizes sind erhöht, mit Leuchtmasse in weiss ausgefüllt und silbrig eingefasst. Dabei findet sich an der 12-Uhr-Position ein umgekehrtes Trapez, das dennoch stark an das Dreieck der Submariner erinnert. Auch das Datum ist in silber umrandet. Das Ziffernblatt an sich ist in schwarz gehalten und zeigt im Sonnenlicht einen angenehmen sunray-Effekt.

Festina F20503/4

Alle drei Zeiger sind in silber gehalten, glänzen und haben Leuchtmarkierungen. Die Sekundenindizes werden nicht perfekt getroffen, was mich in diesem Preissegment nicht stört. Die Leuchtkraft ist ordentlich, verglichen mit meiner persönlichen Referenz, einer Seiko 5 SNK393K1, vergebe ich hier 7/10 Leuchtpunkte.

Festina F20503/4 lume


Ein solides Armband

Das dreireihige Edelstahl-Armband ist im Oyster-Stil gehalten, wobei die seitlichen Kanten und die Mittelglieder glänzend poliert sind. Das Band lässt sich relativ einfach durch Herausdrücken der Metallstifte kürzen. Die Einzelelemente sind nicht wie häufig selbst bei günstigen Seikos gefaltet, sondern wirken massiv. Schätzungsweise dürften aber dennoch Hohlräume enthalten sein, weil das Gewicht meinem Eindruck nach etwas zu leicht für massiven Edelstahl ist.

Die Breite am Gehäuseansatz beträgt 17,0 mm und an der Schließe 14,8 mm. Es könnte für meinen Geschmack einen Hauch breiter sein, das tut der Uhr insgesamt aber keinen Abbruch. Die Schließe an sich ist solide, der Sicherheitsbügel trägt das Festina-F und es sind 4 Mikroeinstellungen möglich.

Festina F20503/4


Innere Werte

Der kleine Diver wird von einem Quarzwerk angetrieben, genauer gesagt von einem Miyota GI13 japanischer Herkunft. Die Genauigkeit ist quarztypisch sehr gut. Nach einem halben Jahr musste ich nur einmal nachstellen – von Sommer- auf Winterzeit.

Der Hersteller gibt eine Wasserdichtigkeit bis 10 bar an. Damit dürfte die Uhr für die meisten Aktivitäten inklusive schwimmen gut gerüstet sein. Ich persönlich teste diese Angaben für gewöhnlich aber nicht aus, freue mich aber immer über hohe Dichtigkeitswerte beim Händewaschen.


Fazit

Diese Uhr ist ein kleiner Schatz. Das große Vorbild ist nicht zu leugnen und doch geht die Festina F20503/4 ihren eigenen Weg. Kein Protz, aber auch nicht langweilig, kompakt in der Größe, sportlich und elegant trägt sie sich am Arm. Ich trage sie besonders gerne zu dunklen Hemden mit Jeans kombiniert.

Nach ein paar Versuchen mit Nato-Bändern kam ich immer recht schnell auf das originale Edelstahlband zurück, das einfach sehr vielseitig ist und die kantigen Hörner der Uhr am besten zur Geltung bringt. Danke, Festina!


Hier könnt ihr die Festina F20503/4 erwerben: