Smallwatchblogbobs Watchlist

Ein Sammelsurium an Uhren, die ich interessant finde und die leider (noch) nicht Teil meiner Sammlung sind, erwartet Euch hier. Seht es als Inspiration oder Diskussionsgrundlage, denn ich freue mich über Einschätzungen und Hinweise im Kommentarbereich.


Inhaltsverzeichnis


Chronographen

BOLDR Venture Rally Chronograph

Derzeit gibt es vier Varianten des kompakten Chronographen mit Titan-Gehäuse und Nato-Band. Sie sehen einfach frisch aus, weniger klassisch, sehr sportlich. 38 mm im Durchmesser und ein lug to lug von 44 mm. Dazu eine Wasserdichtigkeit bis 200 m. Die UVP liegt bei ca. 280 Euro.


True North Watch Company VRT Vintage Rally Timer

Diesen kleinen Chronograph gibt es in 9 Farbvarianten, 37 mm Durchmesser, 44 mm lug to lug, Seiko Meca-Quartz-Werk. Der Hersteller aus Los Angeles hat sich auf Homage-Uhren im Vintage-Bereich spezialisiert. Teils mit verlockenden Sale-Angeboten.

Update – hab sie mir gekauft – Review kommt bald!


Seiko Spirit SBTQ071 Chronograph

Der relativ kleine Chronograph aus der Spirit-Kollektion ist der Teil SBTQ-Serie. Bei einem Durchmesser von 38,5 mm ist er mit 9,6 mm besonders flach. Besonders interessant finde ich die blau/silberne Variante (weitere Farben: weiss/gold, schwarz/gold, schwarz/silber, bordeaux rot/silber). Erhältlich derzeit nur als Import aus Japan für etwa 80 Euro plus Einfuhrabgaben, z.B. über sakurawatches.com:


Seiko Prospex Solar Speedtimer SSC817P1

Auch dieses Modell finde ich besonders interessant. Der Chronograph in 39 mm soll durch eher kurze, nach unten gebogene Hörner besonders gut an kleineren Handgelenken sitzen. Das matte goldgelbe „honeycomb“ Ziffernblatt in finde ich schick. Preislich allerdings auf einem Level von 680 Euro.


Dan Henry 1964 Gran Turismo Chronograph

Mein Favorit unter den zahlreichen Varianten ist der Silver-Tricompax-Chronograph am Lederband ohne Datum. Einfach klassisch, 44,7 mm lug to lug. Und auf der Rückseite ein Aston Martin. Zusammen für 280 USD. Irgendwann werde ich da wohl schwach..


Mysterious Code 35 mm Chronographen

Ein ungewöhnlicher, wenn auch fast typischer Name wie sie auf AliExpress zu finden ist, verziert das Ziffernblatt dieses wirklich kleinen Chronographen mit Seiko VK64 Werk. Ich finde ja die schwarze, graue oder blaue Variante sehr schön. Originell ist das Design mit Saturnring. Für rund 74 Euro zu haben.

Hier noch eine ähnliche Variante, allerdings mit Bicompax und Tachymeter, klassisch u.a. im Panda-Look für rund 74 Euro:


Diver

San Martin New 37mm BB54 Vintage Diver Watch SN0138G

San Martin ist ja nun schon lange kein Geheimtipp mehr. Die Bilder dieser BB54 Homage sprechen für sich. Ein feines Gerät mit Seiko NH35 Automatikwerk und einer Wasserdichtigkeit bis 20 bar für <250 USD.


Seiko 5 Sports SRPK33

Ist das schon ein Klassiker? Dieser kompakte Diver in 38 mm und einem lug-2-lug-Abstand von 44,2 mm trägt sich angenehm klein. Die Zeiger in gold auf türkis finde ich einfach schick. Aber auch die anderen Farbvarianten sind nicht zu verachten. 350 Euro UVP.


Tissot Seastar 1000 36mm

Ein kleiner feiner Diver in blau, unkompliziert mit Quartzwerk, flach in der Höhe (9,6mm) und Schweizer Herkunft. Ist eher teurer (UVP 475 Euro), aber ich schreibe hier in erster Linie über die Optik und die ist für meine Begriffe top. Hab ich das Seepferdchen auf der Gehäuserückseite erwähnt?


Davosa Ternos Medium 36,5mm

Auch diesen Diver finde ich in blau am schönsten. Im Vergleich zum Tissot Seastar geringfügig größer und höher, dafür mit Automatik. Allerdings fast doppelt so teuer, 995 Euro. Müsste man mal anprobieren!


Dan Henry 1975 37mm, Gilt

In einem meiner Reviews habe ich die 1975 in Edelstahl/weiß ja schon ausführlich vorgestellt und ggf. auch schmackhaft gemacht. Eine Überlegung ist auch die Gilt-Variante, die mich einfach sehr anspricht. Gerade weil ich weiß dass mir die Uhr grundsätzlich besonders gut passt und insofern kein Risiko besteht, liebäugel ich mit diese schwarz-goldenen Ergänzung.


Tandorio Mini SKX

Auf AliExpress gibt es ja teils schon wirklich schöne Uhren. Die Tandorio Mini SKX in 37 mm ist eine davon. Es gibt sie in zig Farben und alle dürften für das schmale Handgelenk sehr geeignet sein, da der lug to lug nicht mal 41 mm beträgt. Für rund 65 Euro.


GMT Watches

Tandorio GMT

Tandorio hat auch eine ganz interessante GMT in 37 mm. Das Gehäuse dürfte das Gleiche wie das der Mini SKX sein (siehe oben). Ebenfalls für rund 65 Euro.


Field Watches

Berny T2566MS

Die kleine Field Watch des chinesischen Herstellers Berny ist ganz offensichtlich eine Homage an Seikos SNK80x, kommt wie das Vorbild in 37 mm, allerdings mit einem Meca-Quartz-Werk. Gehäuse und Armband sind aus Titan. Besonders flach ist die Uhr mit 9 mm auch. Über kurz oder lang werde ich diese Uhr wohl kaufen „müssen“.

Update – hab sie mir gekauft – Review kommt bald!


Dress Watches

Scarifour Rectangular Sports/Dress Watch

Die kleine „Sports/Dress“ Watch misst 31 mm * 40 mm * 8,3 mm. Dazu ein den Bildern nach eindrucksvolles Ziffernblatt im Rechtecks-Design. Klingt nach der perfekten Ergänzung meiner Sammlung, vielleicht in orange? Preislich geht es bei 380 Pfund für die Quartz-Version los.


Traska Commuter 34

Diese Größe hat Seltenheitswert! 34,5 mm im Durchmesser, lug to lug 41,5 mm. Eigentlich müsste ich sie mir direkt kaufen, entweder in blau oder „faded-copper“. Sehr ansehnlich, leider spät entdeckt, aber das Sammeln von Uhren ist ja eine Reise, irgendwann werde ich bei Traska Station machen.


Nixon Time Teller Leather

Ja, auch sogenannte „Modeuhren“ finde ich manchmal ganz interessant. Hier aus dem Hause Nixon, die eher in der Welt der Wellenreiter zu Hause sind. Die Time Teller Serie ist generell interessant, dank 37 mm Gehäuse und ihrer Schlichtheit. Unter den vielen Varianten, sagen mir die mit Lederarmband am meisten zu.


BB36 Homage Uhren

Watchdives WD 1970S BB36 Snowflake Quartz Uhr

Generell suche ich noch passende Modelle die einen kleinen Goldanteil haben. Das muss kein echtes Gold sein, ein paar Akzente würden mir schon reichen. Ein goldenes Armband wäre schon zu viel des Guten. Optisch ansprechend finde ich die Watchdives WD1970S, eine Homage an die Tudor Black Bay 36 mit einem solchen „Gilt-Dial“. Beinahe hätte ich die 83 Euro investiert, aber das Gehäuse ist wohl recht gerade gehalten, so dass der lug to lug von 44 mm wahrscheinlich schon knapp zu groß für mich wäre.


Sportliches / Digitales / Analog-digitales

GMA-S2100GA-1AER

Eine kleine Vertreterin der Analog-Digital-Modelle ist die GMA-S2100GA-1AER in schwarz mit grünen Akzenten. Ich setze darauf, dass die Maße (46.2 × 42.9 × 11.2 mm) etwas „irreführend“ sind. Gerade der lug-2-lug kann bei solchen Uhren, die kein vom Gehäuse optisch separiertes Armband haben, nicht wie bei „normalen“ Uhren als maßgebliche Kennzahl für die Passform gewertet werden. Sprich: Die Uhr dürfte sich kleiner tragen, als die Zahlen scheinbar vorgeben.


Casio GW-M5610-BER

Auch ich bekenne mich als Fan der kleinsten Square-G-Shock. Zu viel spricht für sie: Funk, Solar, vollautomatische LED-Beleuchtung, wählbare Beleuchtungsdauer und eben nicht zuletzt die Maße (46.7 × 43.2 × 12.7 mm). Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass auf diesem Blog mal ein Review zu dieser Uhr erscheint 🙂 .


Sonstige Uhren

Auch Uhren mit blauem Ziffernblatt sind in meiner Sammlung unterrepräsentiert. Gerne hätte ich da was mit schönem sunray-Effekt.

Und dann fehlt mir noch eine Uhr mit kleiner Sekunde, die gerne ansonsten schlicht sein darf.

Welche Uhr steht auf Deiner Wunschliste ganz oben und warum?

Von sweeping hands und screw down crowns – was mich an Uhren fasziniert (Essay)

Im Allgemeinen bin ich nicht der Typ für lange Reden. Über meine Faszination für Uhren rede ich allerdings sehr gerne und mache deshalb mal eine Ausnahme.


Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Es ist noch gar nicht lange her, da waren Uhren für mich ein nettes, praktisches Accessoire, nicht mehr und nicht weniger. Ja, es gab sogar Jahre ohne Uhr an meinem Handgelenk. Als Kind hatte ich ein gewisses Interesse an Armbanduhren, das ich, aus heutiger Sicht, als vollkommen harmlos einstufen würde.

Der Kalender musste also 2023 anzeigen bis ich einen ganz neuen Zugang zur Welt der Uhren für mich entdeckte. Dabei fing es ganz unspektakulär an – nach etwa sechs Jahren mit ein- und derselben Uhr am Handgelenk, einer Citizen Eco Drive FE6015-56E, war es Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Auf der Suche nach neuen Modellen hatte ich von der Investition in Luxus-Uhren mitbekommen, die ja während der Corona-Zeit mehr als sonst thematisiert wurden.

Mich interessierte einfach, was Menschen dazu bringt, mehrere tausend Euro für eine einzige Uhr auszugeben, die nicht mal so genau wie meine Citizen läuft (als nicht Uhren-Freak ein durchaus valides Argument oder nicht?). Während ich die Antwort auf diese Frage bis heute nicht wirklich gefunden habe, außer so etwas wie „jeder wie er mag“, habe ich ganz andere Aspekte an Uhren entdeckt, die mich persönlich faszinieren und die ich hier versuche, kategorisiert zusammenzustellen.


Faszinierend: Armbanduhren sehen immer gut aus

Du bist müde und hattest noch keinen Kaffee? Dann suggeriert wenigstens Deine Uhr ein gewisses Maß an Gesellschaftstauglichkeit. Jedenfalls schadet eine Uhr nie, sie ist einfach ein kleine, zuverlässige Begleiterin und gehört für mich dazu wie das Schuhe binden. Ohne funktioniert nicht mehr.

Dazu kommt, dass ich sonst keine Accessoires trage. Ich finde das Konzept dieses einen Gegenstands, den man immer bei sich trägt so faszinierend, weil es so einfach ist. Es verkompliziert nichts, wenn ich morgens eine Uhr auswähle, die mir grad in den Kram passt.


Size matters

Es gibt schöne Uhren und es gibt schöne Uhren, die passen. Für mich sind Uhren auch ein für Männer gesellschaftlich akzeptierter Schmuck. Und wenn Uhren, die mir aus verschiedensten Gründen gefallen, auch noch optisch am Handgelenk passen und mit mir persönlich harmonieren, dann entsteht eine schwer in Worte zu fassende Freude. Schaut euch gerne dazu auch meinen Größen-Guide an.

Es klingt wohl etwas esoterisch, wenn ich das Tragen einer Uhr jetzt mit dem Tragen eines Amuletts vergleiche, aber in diese Richtung geht es für mich manchmal. Irgendeinen positiven, nicht näher fassbaren Effekt hat das Tragen einer Uhr jedenfalls. Letztlich ist dieser Aspekt auch mit ein Grund für die Existenz dieses Blogs: das Teilen der Faszination für Uhren.


Von Jägern und Sammlern

Vielleicht kennt ihr Alessandro und seinen YouTube-Kanal Timed Square, um den es bedauerlicherweise sehr ruhig geworden ist. In einem seiner letzten Videos hatte er angekündigt, alle Uhren seiner Sammlung bis auf zwei oder drei zu verkaufen, weil er die anderen so gut wie gar nicht trägt.

Ein Stück weit kann ich es nachvollziehen, denn auch ich trage nur einen Bruchteil meiner Uhren regelmäßig. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass ich nach Wochen oder Monaten eine Uhr meiner Sammlung wiederentdecke und dann täglich trage. Hin und wieder verkaufe ich auch mal eine Uhr, aber unterm Strich macht die Varianz und letztlich auch die Anzahl verschiedener Möglichkeiten die Sammlung von Uhren aus. Nötig ist es sicherlich nicht, mehr als ein oder zwei Uhren zu besitzen. Es macht aber einfach Spaß.


Das Ohr trägt mit

Autonomous Sensory Meridian Response (abgekürzt ASMR; deutsch „Autonome sensorische Meridianreaktion“) bezeichnet das Wahrnehmen eines kribbelnden, angenehm empfundenen Gefühls auf der Haut (sogenannte Tingles); oft ähnlich erlebt wie sanfte elektrostatische Entladungen. Es beginnt typischerweise auf der Kopfhaut des Hinterkopfs und bewegt sich entlang des Nackens und der oberen Wirbelsäule bis in den Schulterbereich. Dieses Gefühl ist für die meisten Personen mit Entspannung, Beruhigung und Wohlbefinden verbunden. Vielen Menschen hilft ASMR beim Einschlafen. 2021 war ASMR der dritthäufigste Suchbegriff auf der Videoplattform YouTube.

Wikipedia-Eintrag zu ASMR

So beginnt der Wikipedia-Eintrag zu ASMR. Wenn ich das sanfte Ticken eines Automatikwerkes höre, löst das zwar keine Tingles aus, aber durchaus ein Wohlbefinden. Kurzum, ich höre auch gerne manchen Uhren zu. Der Klang einer Uhr ist dann einfach Teil des Gesamtkunstwerks und für mich fest mit der jeweiligen Uhr verbunden.

Die Uhr erhält durch ihren Klang nochmal eine neue Ebene und macht sie „erlebbarer“. Ich möchte nicht schon wieder ins Esoterische abdriften, aber Uhren sind doch irgendwie ein sehr emotionales Thema, stelle ich immer wieder fest. Mein aktueller Favorit ist der Sound des einfachen Seiko NH35 Werks in der KUOE Old Smith 90-002. Eine auch akustisch harmonische Uhr.

Neben dem Ticken ist auch die Rotorbewegung von Automatikwerken ein hörbares Highlight. Und wer bitte freut sich nicht, wenn man mit einer Handbewegung den Rotor gefühlt 5-mal drehen lässt??


[Der Artikel wird immer wieder ergänzt.]

Smallwatchblogbobs Größen-Guide

Mit dieser Anleitung verkürzt sich Dein Weg zur nächsten Lieblingsuhr. Eine Uhr soll schließlich nicht nur dem persönlichen Empfinden nach schön sein, sie muss auch passen.

Essentiell sind die Abmessungen einer Uhr, gerade für alle Personen mit kleinen Handgelenken, für die die Größenfrage einer Uhr einfach relevanter ist. Der Größen-Guide ist aber grundsätzlich auf jedes Handgelenk anwendbar. Step by step wird hier hoffentlich jeder glücklich.


Inhaltsverzeichnis


1. KYC – Know Your Customer

Im Fall der Uhrensuche bist Du erstmal selbst Dein Kunde. Bevor Du nach Uhren Ausschau hältst, werfe einen Blick auf Dein Handgelenk. Unverzichtbar für die Uhrensuche sind

  • der Handgelenksumfang an der schmalsten Stelle
    Ist gut mit einem Maßband zu messen – ich messe immer ohne Spannung, aber auch nicht zu locker, eben so wie ich auch meine Uhren trage, und
  • die Breite des Handgelenks an der schmalsten Stelle
    Ist ideal mit einer Schiebelehre zu messen: Blicke „von oben“ auf Dein Handgelenk und taste dich heran, so dass die Schiebelehre gerade so das Handgelenk berührt.

Für alle, die ihre Uhren im allgemeinen an der schmalsten Stelle des Handgelenks tragen, sind diese beiden Messwerte schon ausreichend. Ich persönlich trage Lederarmbänder eher an der schmalsten Stelle und Edelstahlarmbänder etwas weiter in Richtung Hand. Kurz gesagt sollten die Werte an der entsprechenden Lieblingstragestelle gemessen werden.


2. lug-2-lug (l2l), Durchmesser und Höhe

Diese drei Parameter stellen den Grobfilter dar und setzen das obere Limit des Möglichen, Tragbaren.

  • Der lug-2-lug (kurz: l2l, zu deutsch der „Horn-zu-Horn-Abstand“) entspricht dem Abstand der äußersten Enden der Hörner einer Uhr, zwischen denen das Armband befestigt wird (siehe Abbildung). Maximal sollte der lug-2-lug so groß sein wie die Breite des Handgelenks an der Tragestelle. Das bedeutet, dass alle Uhren mit einem größeren lug-2-lug komplett aus dem Raster fallen, da es objektiv unpassend, unförmig oder einfach gesagt schlecht aussieht, wenn das Gehäuse das Handgelenk überragt.

  • Der Gehäusedurchmesser, da in aller Regel kleiner als lug-2lug, ist dann zweitrangig. Auf dieser groben Stufe empfehle ich nur den Check mit der „Formel“:

    2,3 x Handgelenksumfang [cm] = optisch passender Uhrendurchmesser [mm]

    Das Ergebnis ist ein Näherungswert und kann je nach weiteren Fakoren (s. 3. und 4.) auch unter- oder überschritten werden.

  • Die Höhe einer Uhr ist leicht zu messen und ist letztendlich ein persönlicher limitierender Faktor. Grundsätzlich wirken höhere Uhren auch größer, aber das kann ja auch gewollt sein oder es ist letztlich einfach Geschmackssache.

    Bspw. liegt mein Limit bei einer Gehäusehöhe von 14,0 mm, darüber wird es für meine Begriffe auch eher unpraktisch. Einerseits mit Hemden und andererseits mit sämtlichen Gegenständen, an denen man, jedenfalls ich, anecken kann.

3. Uhrentypspezifische Aspekte

Auf der dritten Stufe und darunter kommen Detailaspekte zum Tragen, die je nach Uhrentyp von Bedeutung sein können. Obwohl es nicht immer ganz passt, stelle ich weiter eine Reihenfolge von generell nach spezifisch dar.

  • Der Uhrentyp
    Je förmlicher, desto kleiner, je legérer, desto größer. Mit einer Dresswatch würde ich eher den groben Richtwert aus der Formel zum Gehäusedurchmesser unter 2. einhalten, als bei einer Sportuhr, die m.E. auch bei kleinen Handgelenken groß und damit auffällig wirken darf.

  • Durchmesser der Stundenindizes
    Für die Größenwirkung einer Uhr ist der Durchmesser der Stundenindizes und sein Verhältnis zum Gehäusedurchmesser von Bedeutung. Anders ausgedrückt: Von zwei Uhren, die den gleichen Gehäusedurchmesser aufweisen, wird wahrscheinlich die mit größeren dem Durchmesser der Stundenindizes, d.h. die mit schmaleren Lünette, auch größer wirken.

  • Durchmesser des Ziffernblattes
    Hier gilt das Gleiche wie beim Durchmesser der Stundenindizes, nur etwas untergeordnet, weil die Ziffernblattgröße m.E. einen geringeren optischen Effekt hat.

    Gut nachvollziehbar wird der Effekt von Stundenindizes und Ziffernblatt, wenn man eine Field Watch oder Dress Watch und einen Diver gleichen Durchmessers nebeneinander legt: Der Diver wird in der Regel kleiner wirken:
links: Dan Henry 1975 (Gehäuse 36,9 mm, Ziffernblatt 26,5 mm, Stundenindizes 24,6 mm)
rechts: KUOE Old Smith 90-002 (Gehäuse 35,4 mm, Ziffernblatt 30,5 mm, Stundenindizes 29,4 mm)

  • Farbe des Ziffernblatts
    Wenn gerade das Ziffernblatt an der Reihe ist noch ein Wort zur Farbe: Helle Farben lassen die Uhr größer erscheinen, deshalb tragen wir nur noch schwarz. Ein Spaß, mehr nicht. Das mit dem Effekt der Farbe allerdings nicht, der sehr gut nachvollziehbar wird, wenn man bis auf die Farbe identische Uhren nebeneinander legt.

  • Gehäuseform und Krümmung der Hörner
    Besonders in Zusammenhang mit der Höhe der Uhr, kann die Gehäuseform einen verkleinernden oder vergrößernden Effekt haben. Trägt das Deckglas auf? Ragt die Lünette in gleicher Höhe bis zur Gehäuseaußenseite oder flacht sie allmählich ab?

    Die KUOE Old Smith 90-002 ist ein gutes Beispiel für eine Uhr, die auf dem Papier mit 13,0 mm recht hoch erscheint, das Gehäuse selbst aber nur 9,8 mm in der Höhe misst.

    Im Seitenprofil einer Uhr lässt sich abschätzen, inwieweit das Gehäuse und die Hörner der Anatomie des Handgelenks entgegenkommen.

    Eine stärkere Krümmung der Hörner ist für kleine Handgelenke meist besser geeignet, da dann weniger Lücken zwischen Uhr und Handgelenk entstehen.

4. Eigenschaften des Armbands

Auch das Armband trägt seinen Teil zur Größenwirkung bei und ist ein super Tool, um Uhren etwas an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen.

  • Breite des Armbandes
    Die Uhr wirkt zu groß? Probier mal ein breiteres Armband. Die Uhr wirkt zu klein? Probier mal ein breiteres Armband. Was widersprüchlich klingt, kann trotzdem funktionieren.

    Wenn die Uhr zu groß wirkt, kann das auch daran liegen, dass ein zu schmales Armband dem Gehäuse zu viel Präsenz überlässt. Andersherum kann eine zu klein wirkende Uhr allgemeine Unterstützung durch ein breiteres Armband vertragen.

    Neben der Breite am Gehäuseansatz spielt auch eine eventuelle Verjüngung bis zur Schließe eine Rolle. Aus Perspektive der kleinen Handgelenke ist es m.E. immer von Vorteil, wenn das Band nur unwesentlich schmaler wird.

    U.a. aus diesem Grund bin ich auch ein Fan von Natobändern. Die tragen allerdings auch etwas zusätzlich in der Höhe auf. Es ist aber auch nicht einfach 😉 Sog. „Two piece Nato straps“ umgehen dieses „Problem“, sind aber auch keine wirklichen Natobänder mehr.

    Wenn man mehr Breite braucht, kann man bei Lederarmbändern auch die Ecken ausschneiden, um somit die ganze Breite der lugs nutzen zu können. Am Beispiel der kleinen Casio A158, die hier ihr eigenes Review erhalten hat, sieht man ganz gut den Effekt:

Der Casio A158 mit einem Durchmesser von 33.8 mm bis 36.0 mm steht das Lederarmband mit 22 mm Breite.

  • Stärke des Armbandes
    Hier ist es einfacher: Ein dickes Band lässt die Uhr in der Regel kleiner wirken, da in der Draufsicht das Band im Verhältnis zum Gehäuse mehr Raum einnimmt (je dicker das Armband, desto breiter wirkt das Handgelenk).

  • Material des Armbandes
    Einen generellen Effekt alleine aufgrund des Materials des Armbandes auf die Größenwirkung einer Uhr kann ich nicht feststellen.

    Allerdings sind Edelstahlbänder mit angepassten Endgliedern in meiner Wahrnehmung oft besser geeignet um eine Uhr eher kleiner wirken zu lassen. Ich bringe das mit dem unauffälligen Übergang zwischen Band und Gehäuse in Verbindung. Zum Vergleich: Bei einem Lederband befindet zwischen Gehäuse und Bandanfang Luft bzw. eine m.E. optisch vergrößernde Lücke.

    Mindestens eine Besonderheit gibt es aber bei Gliederarmbändern bspw. im Oyster-Style (dreigliedrig). Es gibt solche mit female endlinks und solche mit male endlinks. Die male endlinks ragen über die lug-2-lug hinaus, wodurch die Uhr breiter wird. Ein Beispiel dafür ist die Dan Henry 1975 in der 37 mm-Variante, mit einem lug-2-lug von nur 39,7 mm, mit male endlinks aber 45,3 mm.

    Passt super, besser so herum, als dass man sich wundert, warum die Uhr jetzt doch nicht so passt wie gedacht. In der Abbildung links female endlinks (Festina F20503/4) und rechts male endlinks (Dan Henry 1975):


5. Fazit

Mit der Anleitung kannst Du die Uhrensuche systematisch angehen. Viele Besonderheiten bleiben, das hält die ganze Sache aber auch spannend. Ein wirkliches Manko sind teils die Herstellerangaben, die, mit welchem Hintergrund auch immer, häufig einfach falsch bzw. zu ungenau sind, wenn es um jeden Millimeter geht. Dann hilft es eigentlich immer zu googeln, ganz besonders hilfreich sind reddit und youtube.

Neben dieser klassischen Herangehensweise der Vermessung des Handgelenks gibt es auch noch weitere Ansätze. Beispielsweise gibt es auch die Ansicht, dass der Handgelenksumfang eigentlich keine Rolle spielt, solange die Uhr mit der Größe der Hand harmoniert. Ähnliche „Harmonie-Ansätze“ gibt es auch in Bezug auf den Unterarm oder die gesamte Figur des Uhrenträgers. Da ist bestimmt auch was dran, nur mit dem Messen wird es dann so eine Sache.

Ähnlich ist m.E. der Tipp einzustufen, das Aussehen einer Uhr am Arm immer im Spiegelbild zu bewerten (nicht in der Draufsicht aus der eigenen Perspektive). Auch wenn die Uhr im Spiegelbild in der Regel kleiner wirkt, so will ich mich doch eigentlich immer mit der Uhr am Arm wohlfühlen, egal aus welchem Winkel ich darauf schaue.


Das Wichtigste zum Schluss:
Es macht mir unglaublichen Spaß nach Uhren zu suchen und die Passform abzuschätzen. Mein Größen-Guide soll die Suche bereichern und ein paar Anregungen geben.

Am Ende zählt vor allen Dingen der persönliche Geschmack und das ist auch gut so.


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