Smallwatchblogbobs Größen-Guide

Größen-Guide

Mit dieser Anleitung verkürzt sich Dein Weg zur nächsten Lieblingsuhr. Eine Uhr soll schließlich nicht nur dem persönlichen Empfinden nach schön sein, sie muss auch passen.

Essentiell sind die Abmessungen einer Uhr, gerade für alle Personen mit kleinen Handgelenken, für die die Größenfrage einer Uhr einfach relevanter ist. Der Größen-Guide ist aber grundsätzlich auf jedes Handgelenk anwendbar. Step by step wird hier hoffentlich jeder glücklich.


Inhaltsverzeichnis


1. KYC – Know Your Customer

Im Fall der Uhrensuche bist Du erstmal selbst Dein Kunde. Bevor Du nach Uhren Ausschau hältst, werfe einen Blick auf Dein Handgelenk. Unverzichtbar für die Uhrensuche sind

  • der Handgelenksumfang an der schmalsten Stelle
    Ist gut mit einem Maßband zu messen – ich messe immer ohne Spannung, aber auch nicht zu locker, eben so wie ich auch meine Uhren trage, und
  • die Breite des Handgelenks an der schmalsten Stelle
    Ist ideal mit einer Schiebelehre zu messen: Blicke „von oben“ auf Dein Handgelenk und taste dich heran, so dass die Schiebelehre gerade so das Handgelenk berührt.

Für alle, die ihre Uhren im allgemeinen an der schmalsten Stelle des Handgelenks tragen, sind diese beiden Messwerte schon ausreichend. Ich persönlich trage Lederarmbänder eher an der schmalsten Stelle und Edelstahlarmbänder etwas weiter in Richtung Hand. Kurz gesagt sollten die Werte an der entsprechenden Lieblingstragestelle gemessen werden.


2. lug-2-lug (l2l), Durchmesser und Höhe

Diese drei Parameter stellen den Grobfilter dar und setzen das obere Limit des Möglichen, Tragbaren.

  • Der lug-2-lug (kurz: l2l, zu deutsch der „Horn-zu-Horn-Abstand“) entspricht dem Abstand der äußersten Enden der Hörner einer Uhr, zwischen denen das Armband befestigt wird (siehe Abbildung). Maximal sollte der lug-2-lug so groß sein wie die Breite des Handgelenks an der Tragestelle. Das bedeutet, dass alle Uhren mit einem größeren lug-2-lug komplett aus dem Raster fallen, da es objektiv unpassend, unförmig oder einfach gesagt schlecht aussieht, wenn das Gehäuse das Handgelenk überragt.

  • Der Gehäusedurchmesser, da in aller Regel kleiner als lug-2lug, ist dann zweitrangig. Auf dieser groben Stufe empfehle ich nur den Check mit der „Formel“:

    2,3 x Handgelenksumfang [cm] = optisch passender Uhrendurchmesser [mm]

    Das Ergebnis ist ein Näherungswert und kann je nach weiteren Fakoren (s. 3. und 4.) auch unter- oder überschritten werden.

  • Die Höhe einer Uhr ist leicht zu messen und ist letztendlich ein persönlicher limitierender Faktor. Grundsätzlich wirken höhere Uhren auch größer, aber das kann ja auch gewollt sein oder es ist letztlich einfach Geschmackssache.

    Bspw. liegt mein Limit bei einer Gehäusehöhe von 14,0 mm, darüber wird es für meine Begriffe auch eher unpraktisch. Einerseits mit Hemden und andererseits mit sämtlichen Gegenständen, an denen man, jedenfalls ich, anecken kann.

3. Uhrentypspezifische Aspekte

Auf der dritten Stufe und darunter kommen Detailaspekte zum Tragen, die je nach Uhrentyp von Bedeutung sein können. Obwohl es nicht immer ganz passt, stelle ich weiter eine Reihenfolge von generell nach spezifisch dar.

  • Der Uhrentyp
    Je förmlicher, desto kleiner, je legérer, desto größer. Mit einer Dresswatch würde ich eher den groben Richtwert aus der Formel zum Gehäusedurchmesser unter 2. einhalten, als bei einer Sportuhr, die m.E. auch bei kleinen Handgelenken groß und damit auffällig wirken darf.

  • Durchmesser der Stundenindizes
    Für die Größenwirkung einer Uhr ist der Durchmesser der Stundenindizes und sein Verhältnis zum Gehäusedurchmesser von Bedeutung. Anders ausgedrückt: Von zwei Uhren, die den gleichen Gehäusedurchmesser aufweisen, wird wahrscheinlich die mit größeren dem Durchmesser der Stundenindizes, d.h. die mit schmaleren Lünette, auch größer wirken.

  • Durchmesser des Ziffernblattes
    Hier gilt das Gleiche wie beim Durchmesser der Stundenindizes, nur etwas untergeordnet, weil die Ziffernblattgröße m.E. einen geringeren optischen Effekt hat.

    Gut nachvollziehbar wird der Effekt von Stundenindizes und Ziffernblatt, wenn man eine Field Watch oder Dress Watch und einen Diver gleichen Durchmessers nebeneinander legt: Der Diver wird in der Regel kleiner wirken:
links: Dan Henry 1975 (Gehäuse 36,9 mm, Ziffernblatt 26,5 mm, Stundenindizes 24,6 mm)
rechts: KUOE Old Smith 90-002 (Gehäuse 35,4 mm, Ziffernblatt 30,5 mm, Stundenindizes 29,4 mm)

  • Farbe des Ziffernblatts
    Wenn gerade das Ziffernblatt an der Reihe ist noch ein Wort zur Farbe: Helle Farben lassen die Uhr größer erscheinen, deshalb tragen wir nur noch schwarz. Ein Spaß, mehr nicht. Das mit dem Effekt der Farbe allerdings nicht, der sehr gut nachvollziehbar wird, wenn man bis auf die Farbe identische Uhren nebeneinander legt.

  • Gehäuseform und Krümmung der Hörner
    Besonders in Zusammenhang mit der Höhe der Uhr, kann die Gehäuseform einen verkleinernden oder vergrößernden Effekt haben. Trägt das Deckglas auf? Ragt die Lünette in gleicher Höhe bis zur Gehäuseaußenseite oder flacht sie allmählich ab?

    Die KUOE Old Smith 90-002 ist ein gutes Beispiel für eine Uhr, die auf dem Papier mit 13,0 mm recht hoch erscheint, das Gehäuse selbst aber nur 9,8 mm in der Höhe misst.

    Im Seitenprofil einer Uhr lässt sich abschätzen, inwieweit das Gehäuse und die Hörner der Anatomie des Handgelenks entgegenkommen.

    Eine stärkere Krümmung der Hörner ist für kleine Handgelenke meist besser geeignet, da dann weniger Lücken zwischen Uhr und Handgelenk entstehen.

4. Eigenschaften des Armbands

Auch das Armband trägt seinen Teil zur Größenwirkung bei und ist ein super Tool, um Uhren etwas an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen.

  • Breite des Armbandes
    Die Uhr wirkt zu groß? Probier mal ein breiteres Armband. Die Uhr wirkt zu klein? Probier mal ein breiteres Armband. Was widersprüchlich klingt, kann trotzdem funktionieren.

    Wenn die Uhr zu groß wirkt, kann das auch daran liegen, dass ein zu schmales Armband dem Gehäuse zu viel Präsenz überlässt. Andersherum kann eine zu klein wirkende Uhr allgemeine Unterstützung durch ein breiteres Armband vertragen.

    Neben der Breite am Gehäuseansatz spielt auch eine eventuelle Verjüngung bis zur Schließe eine Rolle. Aus Perspektive der kleinen Handgelenke ist es m.E. immer von Vorteil, wenn das Band nur unwesentlich schmaler wird.

    U.a. aus diesem Grund bin ich auch ein Fan von Natobändern. Die tragen allerdings auch etwas zusätzlich in der Höhe auf. Es ist aber auch nicht einfach 😉 Sog. „Two piece Nato straps“ umgehen dieses „Problem“, sind aber auch keine wirklichen Natobänder mehr.

    Wenn man mehr Breite braucht, kann man bei Lederarmbändern auch die Ecken ausschneiden, um somit die ganze Breite der lugs nutzen zu können. Am Beispiel der kleinen Casio A158, die hier ihr eigenes Review erhalten hat, sieht man ganz gut den Effekt:

Der Casio A158 mit einem Durchmesser von 33.8 mm bis 36.0 mm steht das Lederarmband mit 22 mm Breite.

  • Stärke des Armbandes
    Hier ist es einfacher: Ein dickes Band lässt die Uhr in der Regel kleiner wirken, da in der Draufsicht das Band im Verhältnis zum Gehäuse mehr Raum einnimmt (je dicker das Armband, desto breiter wirkt das Handgelenk).

  • Material des Armbandes
    Einen generellen Effekt alleine aufgrund des Materials des Armbandes auf die Größenwirkung einer Uhr kann ich nicht feststellen.

    Allerdings sind Edelstahlbänder mit angepassten Endgliedern in meiner Wahrnehmung oft besser geeignet um eine Uhr eher kleiner wirken zu lassen. Ich bringe das mit dem unauffälligen Übergang zwischen Band und Gehäuse in Verbindung. Zum Vergleich: Bei einem Lederband befindet zwischen Gehäuse und Bandanfang Luft bzw. eine m.E. optisch vergrößernde Lücke.

    Mindestens eine Besonderheit gibt es aber bei Gliederarmbändern bspw. im Oyster-Style (dreigliedrig). Es gibt solche mit female endlinks und solche mit male endlinks. Die male endlinks ragen über die lug-2-lug hinaus, wodurch die Uhr breiter wird. Ein Beispiel dafür ist die Dan Henry 1975 in der 37 mm-Variante, mit einem lug-2-lug von nur 39,7 mm, mit male endlinks aber 45,3 mm.

    Passt super, besser so herum, als dass man sich wundert, warum die Uhr jetzt doch nicht so passt wie gedacht. In der Abbildung links female endlinks (Festina F20503/4) und rechts male endlinks (Dan Henry 1975):


5. Fazit

Mit der Anleitung kannst Du die Uhrensuche systematisch angehen. Viele Besonderheiten bleiben, das hält die ganze Sache aber auch spannend. Ein wirkliches Manko sind teils die Herstellerangaben, die, mit welchem Hintergrund auch immer, häufig einfach falsch bzw. zu ungenau sind, wenn es um jeden Millimeter geht. Dann hilft es eigentlich immer zu googeln, ganz besonders hilfreich sind reddit und youtube.

Neben dieser klassischen Herangehensweise der Vermessung des Handgelenks gibt es auch noch weitere Ansätze. Beispielsweise gibt es auch die Ansicht, dass der Handgelenksumfang eigentlich keine Rolle spielt, solange die Uhr mit der Größe der Hand harmoniert. Ähnliche „Harmonie-Ansätze“ gibt es auch in Bezug auf den Unterarm oder die gesamte Figur des Uhrenträgers. Da ist bestimmt auch was dran, nur mit dem Messen wird es dann so eine Sache.

Ähnlich ist m.E. der Tipp einzustufen, das Aussehen einer Uhr am Arm immer im Spiegelbild zu bewerten (nicht in der Draufsicht aus der eigenen Perspektive). Auch wenn die Uhr im Spiegelbild in der Regel kleiner wirkt, so will ich mich doch eigentlich immer mit der Uhr am Arm wohlfühlen, egal aus welchem Winkel ich darauf schaue.


Das Wichtigste zum Schluss:
Es macht mir unglaublichen Spaß nach Uhren zu suchen und die Passform abzuschätzen. Mein Größen-Guide soll die Suche bereichern und ein paar Anregungen geben.

Am Ende zählt vor allen Dingen der persönliche Geschmack und das ist auch gut so.


Bildquellen:
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